Der Automobilhersteller Suzuki Motor Corporation integriert eine innovative KI-Lösung in seine Produktionsstätten. Die Arbeitssanalyse-Software „Ollo Factory“ des Start-ups Ollo Inc. kommt zunächst im Montagewerk des Sagara Werks zum Einsatz, gefolgt vom Motorenwerk im Dezember 2025. Diese Maßnahme ist ein zentraler Baustein der „Suzuki Smart Factory“-Initiative, die eine digitale Transformation der Fertigungsprozesse zum Ziel hat. Durch Echtzeitüberwachung und datengestützte Analysen sollen Produktivität gesteigert, Qualität stabilisiert und die Ausschleusung fehlerhafter Teile verhindert werden.
Langfristig plant Suzuki, das System nach und nach in allen heimischen Werken einzuführen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Betrieb in Japan sollen später als Grundlage für eine mögliche Einführung in internationalen Produktionsstandorten dienen. Auf diese Weise strebt das Unternehmen eine weltweite Harmonisierung und Steigerung seiner Qualitäts- und Effizienzstandards an.
Zielsetzung: Wissen sichern und Prozesse vereinheitlichen
Suzukis Werke in Japan fungieren als technologische Kompetenzzentren für die gesamte Unternehmensgruppe. Eine große Herausforderung besteht darin, das implizite Wissen und die spezifischen Techniken erfahrener Mitarbeiter systematisch zu erfassen und an neue Kollegen weiterzugeben. „Ollo Factory“ soll hier Abhilfe schaffen, indem es Arbeitsabläufe visualisiert und Unterschiede in der Ausführung sichtbar macht. Dies bildet die Grundlage für die Definition standardisierter Arbeitsmethoden. Gleichzeitig zielt die KI darauf ab, Verschwendungen im Prozess automatisch zu identifizieren und so Produktivität und Qualität parallel zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der sofortigen Erkennung von Abweichungen, um Fehler direkt am Entstehungsort zu korrigieren und die Weitergabe fehlerhafter Produkte zu unterbinden.
Funktionsweise der KI-gestützten Analyse
Die Stärke der Lösung liegt in ihrer praktischen Anwendbarkeit. So kann „Ollo Factory“ mit handelsüblichen Smartphones oder Tablets genutzt werden. Durch das Hochladen von Arbeitsvideos segmentiert und analysiert die KI automatisch die einzelnen Arbeitsschritte. Diese Daten lassen sich für die Erstellung von Arbeitsanleitungen, die Identifikation ineffizienter Bewegungen oder die Optimierung der Personalverteilung nutzen.
Für besonders anspruchsvolle Analysen setzt Suzuki auf wearable Kameras, deren Einsatz patentiert ist. Sie erfassen Perspektiven, die bei der Montage von Fahrzeugen oft blinde Flecken bleiben. Der Vergleich der Bewegungsmuster zwischen neuen und erfahrenen Mitarbeitern ermöglicht ein detailliertes Verständnis von Schwierigkeiten und Lernhürden, was die Ausbildung effizienter gestaltet.
Ein Kernfeature ist die Echtzeit-Erkennung von Anomalien. Die KI überwacht kontinuierlich kritische Arbeitsschritte, wie das Anziehen von Schrauben, und warnt sofort bei einem vergessenen oder fehlerhaften Schritt. Dies automatisiert die Fehlererkennung und trägt entscheidend zur Qualitätssicherung bei.
Stimmen zur Partnerschaft
Kento Kawai, CEO von Ollo Inc., zeigt sich geehrt über die Zusammenarbeit mit Suzuki. Er betont, dass die Stärken von „Ollo Factory“ – wie die automatische Erstellung von Arbeitsanleitungen und die Live-Fehlererkennung – ideal zu den Anforderungen von Suzukis Fertigung passen. Man sehe großes Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit der Werke in Japan und später weltweit zu stärken und so einen Beitrag zum verarbeitenden Gewerbe zu leisten.
Kazuo Ichino, Senior Managing Officer bei Suzuki, verwies auf die etwa einjährige Vorbereitungsphase. Besonders überzeugt habe die Fähigkeit der KI, das Wissen langjähriger Mitarbeiter effizient zu transferieren und seltene, aber hartnäckige Fehler, die vielleicht nur einmal im Monat auftreten, durch Echtzeitanalysen grundsätzlich zu verhindern. Man erwarte, dass die Einführung von „Ollo Factory“ zu einer weiteren Stabilisierung der Qualität und Effizienz in der Produktion führen wird.
Hintergrund zu Ollo Inc.
Das Unternehmen Ollo ist ein KI-Start-up, das aus dem Matsuo Laboratory der Universität Tokio hervorgegangen ist. Es spezialisiert sich auf die Entwicklung von Bilderkennungssoftware für den Fertigungssektor. Das Hauptprodukt „Ollo Factory“ analysiert Videoaufnahmen von Arbeitsvorgängen, die entweder mit tragbaren Kameras oder Smartphones aufgezeichnet werden, und bietet Funktionen zur Prozessoptimierung und Qualitätssicherung. Das Unternehmen hat seinen Sitz im Bezirk Bunkyo in Tokio und wird von CEO Kento Kawai geleitet.
Foto: Suzuki Motor Corporation
