Vor einem Vierteljahrhundert betrat ein außergewöhnliches Automobil die Bühne der Automobilwelt und hinterließ bleibende Spuren. Der Audi A2 sorgte von Beginn an für kontroverse Diskussionen unter Autoenthusiasten. Mit seiner revolutionären Aluminiumkarosserie setzte der kompakte Wagen neue Maßstäbe in puncto Leichtbauweise, Aerodynamik und Kraftstoffeffizienz. Während seiner Produktionszeit konnten Kunden zwischen fünf verschiedenen Motorisierungen wählen, wobei besonders die 1.2 TDI Variante als erstes viertüriges Drei-Liter-Auto weltweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Die Vision eines sparsamen Autos
Bereits in den frühen 1990er Jahren formte sich sowohl im Volkswagen-Konzern als auch bei Audi die ambitionierte Idee eines Drei-Liter-Autos. Kurze Zeit später begannen die ersten konkreten Entwicklungsarbeiten an diesem zukunftsweisenden Projekt. Die Designabteilungen in Ingolstadt arbeiteten eng mit den Aluminium-Experten aus dem Werk in Neckarsulm zusammen. Diese Kooperation führte im Mai 1995 zur Vorstellung einer vielversprechenden Konzeptstudie mit dem Namen „Ringo“.
Der dabei verwendete Audi Space Frame zeichnete sich durch eine weniger komplexe Struktur aus als die ASF-Technologie des in Handarbeit gefertigten Audi A8. Unter der Leitung von Stefan Sielaff, damals verantwortlich für das Audi-Designstudio in München, entwickelte sich das Projekt weiter. Sielaff übernahm die Gestaltung des Innenraums, während der belgische Designer Luc Donckerwolke für das äußere Erscheinungsbild zuständig war. Gemeinsam mit Gerhard Pfefferle, der später zum Designchef aufstieg, verpassten sie dem als „rollender Käfig“ bezeichneten Ringo-Konzept eine zweitürige Karosserie, die bereits stark an das spätere Serienmodell erinnerte.
Von der Studie zum Serienmodell
Im weiteren Entwicklungsverlauf entstanden zwei bemerkenswerte Studienfahrzeuge. Die erste präsentierte Audi 1997 als Showcar auf der IAA in Frankfurt. Unter der vorläufigen Modellbezeichnung Al2 und mit seiner charakteristischen Lackierung trug das Fahrzeug den Beinamen „Light Green“. Nur wenig später folgte auf der Tokyo Motor Show die „Light Blue“ Studie, eine dreitürige Variante des Al2 mit variabler Ladefläche und Rolldach, die den Namen „Audi Al2 open end“ trug.
Die Reaktionen des Publikums auf diese Konzeptfahrzeuge fielen durchwachsen aus. Während einige das progressive Design feierten, konnten andere mit den Entwürfen wenig anfangen. Diese gespaltenen Meinungen überraschten die Entwickler kaum, wie sich Al2-Projektleiter Harald Wester zwei Jahrzehnte später in einem Interview erinnerte. Wester betonte, dass von Anfang an klar war, dass das Fahrzeug polarisieren würde. Das Hauptziel bestand darin, ein optimal windschlüpfiges Auto zu entwickeln. Die Ingenieure verbrachten unzählige Stunden im Windkanal, um die bestmögliche Aerodynamik zu erreichen.
Im November 1997 gab der Audi-Vorstand schließlich grünes Licht für die Serienproduktion. Die Weltpremiere des Audi A2 sollte erneut auf der IAA stattfinden – nur zwei Jahre später. Dieser ambitionierte Zeitplan stellte das gesamte Team vor eine große Herausforderung, doch die Designer und Ingenieure schafften es tatsächlich, den straffen Entwicklungszyklus einzuhalten.

Die Ära des Audi A2 beginnt
Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung im September 1999 präsentierte Audi der Weltöffentlichkeit den serienreifen A2. Damit war der erste Kompaktwagen der jüngeren Automobilgeschichte geboren, dessen Karosserie vollständig aus Aluminium gefertigt war. Die Rohkarosserie des A2 wog inklusive aller vier Türen und der Heckklappe nur etwa 153 Kilogramm – lediglich 60 Prozent des Gewichts einer vergleichbaren Stahlkarosserie.
Trotz seiner kompakten Außenmaße von 3,83 Metern Länge, 1,67 Metern Breite und 1,55 Metern Höhe bot der Audi A2 seinen Insassen einen erstaunlich großzügigen Innenraum. Die Produktion des innovativen Fahrzeugs erfolgte im Werk Neckarsulm, wo eigens für den A2 neue Fertigungsanlagen errichtet wurden. Diese wurden am 15. November 1999 feierlich eingeweiht. An diesem Tag präsentierte Audi gleichzeitig den A2 1.2 TDI, das erste viertürige Drei-Liter-Auto der Welt.
Während der gesamten Bauzeit standen zwei Benzin- und drei Dieselmotoren zur Auswahl. Die Benzinmodelle wurden von einem Reihen-Vierzylinder-Motor angetrieben und verfügten über ein Fünfgang-Schaltgetriebe mit Frontantrieb. Der kombinierte Kraftstoffverbrauch lag bei 5,9 Liter auf 100 Kilometer. Die Dieselvarianten des A2 erhielten Dreizylinder-Aggregate mit Pumpe-Düse-Direkteinspritzung. Zur Markteinführung am 30. Juni 2000 standen zunächst ein Benziner und ein TDI mit jeweils 75 PS Leistung zur Verfügung.

Der sparsame Vorreiter: A2 1.2 TDI
Der bereits Ende 1999 vorgestellte Audi A2 1.2 TDI ging im März 2001 in den Verkauf. Mit einer Leistung von 61 PS verbrauchte er nur 2,99 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Sein direkteinspritzender Turbodieselmotor war komplett aus Aluminium gefertigt. Das Fünfgang-Automatikgetriebe verfügte über ein elektrohydraulisches System für die Kupplungsbetätigung.
Durch den Einsatz weiterer Fahrzeugkomponenten aus Aluminium, spezieller Leichtbauräder und gewichtsoptimierter Rücksitze gelang es, das Gewicht im Vergleich zur Basisversion um 135 Kilogramm zu reduzieren – auf ein Leergewicht von nur 855 Kilogramm. Um die Aerodynamik weiter zu verbessern, wurden die Kühllufteintritte teilweise verschlossen und schmalere, strömungsoptimierte Reifen verwendet. Angepasste Radlaufblenden, Felgendeckel sowie eine zusätzliche Unterbodenverkleidung ermöglichten verwirbelungsfreie Luftströme. Diese Maßnahmen senkten den Luftwiderstandsbeiwert von bereits sehr guten 0,28 cW beim Basismodell auf sensationelle 0,25 cW.

Weitere Entwicklung und Sondermodelle
Im Jahr 2002 erweiterte Audi die Motorenpalette des A2 um einen 1,6-Liter-FSI-Motor. Mit 110 PS Leistung ermöglichte dieser dem kompakten Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Ab März 2003 bot die Marke mit den Vier Ringen den Audi A2 als Sondermodell „colour.storm“ an. Dieses Special Edition Modell war in den auffälligen Farbtönen Imolagelb, Misanorot perleffekt, Sprintblau perleffekt und Papayaorange erhältlich.
Farblich abgestimmte Innenausstattungen und mattschwarz lackierte Akzente an Dach- und Radlaufblenden schufen einen markanten Kontrast. Das Sondermodell ließ sich mit zahlreichen Sonderausstattungen kombinieren und war mit vier der fünf Motorvarianten erhältlich – lediglich der 1.2-TDI-Motor stand nicht zur Wahl.

Produktionsende und bleibendes Erbe
Bis Juli 2005 fertigte Audi am Standort Neckarsulm insgesamt 176.377 Exemplare des A2. Damit blieb der Absatz hinter den ursprünglich hohen Erwartungen zurück, was schließlich zur Einstellung der Produktion führte. Heute, rund 25 Jahre nach seiner Markteinführung, genießt das kleine Raumwunder jedoch eine treue Fangemeinde. Viele Besitzer schätzen ihren A2 nach wie vor als wirtschaftlichen, zuverlässigen und attraktiven Alltagsbegleiter.
Seine innovative Aluminiumbauweise, der geringe Verbrauch und das zeitlos moderne Design haben dem Audi A2 einen besonderen Platz in der Automobilgeschichte gesichert. Als wertstabiler Youngtimer und kultiges Sammlerstück erlebt der Pionier der Leichtbauweise eine zweite Karriere und bleibt bis heute ein faszinierendes Kapitel der Audi-Historie.
Modelle und Auslieferungen des Audi A2 im Überblick
Motorisierung | Modellbezeichnung | Bauzeitraum | Stückzahlen |
1,2 Liter TDI 45 kW / 61 PS | Audi A2 1.2 TDI | 2000 – 2005 | 6.555 |
1,4 Liter 55 kW / 75 PS | Audi A2 1.4 | 2000 – 2005 | 81.649 |
1,4 Liter TDI 55 kW / 75 PS | Audi A2 1.4 TDI | 2000 – 2005 | 69.676 |
1,4 Liter TDI 66 kW / 90 PS | Audi A2 1.4 TDI | 2001 – 2005 | 7.416 |
1,6 Liter FSI 81 kW / 110 PS | Audi A2 1.6 | 2002 – 2005 | 11.081 |
Gesamt | 176.377 |
Wer tiefer in die Entstehungsgeschichte des Audi A2 eintauchen möchte, dem sei das Buch von Dirk-Michael Conradt empfohlen: „Audi A2 – Meilenstein und Kultobjekt“, Edition Audi Tradition, Delius Klasing Verlag, ISBN-Nr. 978-3-667-11398-6.

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Foto: Audi AG