In Städten ab 500.000 Einwohner besitzen 30 Prozent der Haushalte ausschließlich Fahrräder und keine Autos oder Motorräder, teilte das Statistische Bundesamt (destatis) im Juni 2014 mit. Der Anteil stieg seit 2004 um acht Prozent. Diese Entwicklung führt gerade im städtischen Verkehr zu neuen Herausforderungen für das Miteinander von Radfahrern und Pkw-Fahrern im Straßenverkehr.


Motorisierter Individualverkehr und Radfahrer sind mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Bewegungsspektren unterwegs. Das führt häufig zu Konflikten und auch zu Unfällen, bei denen die ungeschützten Radfahrer zu Schaden kommen.

Unfallträchtig sind insbesondere Situationen, wenn ein Pkw nach rechts abbiegen und der Radfahrer geradeaus fahren möchte. Pkw-Fahrer sind gefordert, vor dem Abbiegen einen Schulterblick zu machen, was die meisten jedoch unterlassen – auch, wenn sich neben ihnen ein Radweg bzw. Radfahrer befinden. Dadurch übersehen sie Radfahrer, die geradeaus fahren wollen – eine Kollision ist oft nicht mehr vermeidbar. Wenn sich die Pkw zudem in einer „Abbiege-Kolonne“ befinden, erhöht sich die Gefährdung der Radfahrer beträchtlich.

Auch Ampelanlagen können zum Unfall beitragen. Bei Grün dürfen beide fahren – doch wenn ein Radfahrer von hinten ankommt, nicht bremsbereit ist und durchfahren möchte, kann er auf einen abbiegenden Pkw auffahren.

Gefährlich können auch parkende oder haltende Pkw sein, wenn der Autofahrer die Tür öffnet, ohne sich vorab zu vergewissern, ob die Fahrbahn frei ist.

Manche Unfälle werden durch regelwidriges Verhalten der Radfahrer eingeleitet. Das Linksfahren ist hier an erster Stelle zu nennen, aber auch die Nutzung von Gehwegen, das unerlaubte Einfahren in Einbahnstraßen oder ein Rotlichtverstoß sind Gefahrenquellen. Besonders unfallträchtig sind Linksabbiege-Manöver von Radfahrern an Verkehrsknoten, die nicht durch eine Lichtsignalanlage geregelt sind.

Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und Bundesminister a.D.: „Das Miteinander kann nur gelingen, wenn sich alle Teilnehmer regelkonform verhalten und ihren eigenen Fahrstil an die Verkehrssituation anpassen. Mehr Verständnis füreinander und mehr Gelassenheit würden dem Straßenklima gut tun.“

Mit Perspektivwechsel und vorausschauendem, rücksichtsvollem Fahren lassen sich Konflikte vermeiden. Es hilft sehr, sich in die Situation des Anderen zu versetzen und im Zweifelsfall zu Gunsten der eigenen Sicherheit von seinem Recht abzusehen. Prinzipiell gehören Kampfansagen oder Selbstjustiz nicht in den Straßenverkehr, stattdessen:

  • Schulterblick beim Abbiegen!
  • Blinker setzen!
  • Handzeichen geben!
  • Sichtkontakt aufnehmen!
  • Und wenn’s drauf ankommt, auch einmal alle Fünfe gerade sein lassen.

Quelle: Deutsche Verkehrswacht

[qrcode pix=120]